Segeltörne
Logbuch von Florian Weiß und Lucia Jay von Seldeneck
Nick Lüthi
Die Segel spannen sich. Das Abenteuer wartet. Und legendäre Schiffe warten auf ihre Entdeckung, damit die Reise ins Ungewisse endlich starten kann.
Nachdem ich das Phrasenschwein also ordentlich bedient habe, können wir uns aufmachen zu einem unaufgeregten Segeltörn (das war die letzte, versprochen) über die Weltmeere: Es beginnt mit dem Schiff aller Schiffe*, der Arche Noah. Gebannt lauscht Tom den Nachrichten in seinem Autoradio: Experten haben ein Wrack gefunden von dem sie glauben, dass es die Arche Noah sei. Als er in seine Tiefgarage einfährt, bricht der Empfang zum Radio ab, und mit ihm auch die erste Prosaminiatur in diesem Band.
*Das ist nur eine rhetorische Figur, andere Schöpfungsmythen dürfen da natürlich gerne noch andere Schiffe hervorgebracht haben.
Das Konzept hinter Logbuch ist schnell erklärt, 27 legendäre Schiffe, von der Beagle über die Santa Maria oder den Fliegenden Holländer bis hin zur Wostok, alle sind dabei. Die Auswahl der Schiffe ist dabei durchaus breit und überraschend; auch ein Raumschiff wie die Wostok oder Lyonel Feiningers Modellschiff haben Platz. Jeder Logbuch-Eintrag besteht aus vier Seiten, eine davon jeweils besetzt von den Punktzeichnungen Florian Weiß’, umrahmt von einer Seite mit kurzen Sachinformationen zum vorgestellten Schiff und zwei Seiten mit einer Prosaminiatur zum jeweiligen Schiff von Lucia Jay von Seldeneck.
Diese Miniaturen sind von von Seldeneck mit viel Einfallsreichtum um die Schiffe gegossen worden. Vielfältig und aus ausgefallenen Blickwinkeln wird so die Geschichte hinter den Schiffen erzählt. Dadurch, dass die Miniaturen rein fiktional gehalten sind, wirken die Geschichten manchmal etwas gekünstelt. Was schlicht daran liegt, dass viele der Schiffe bereits dermassen abenteuerliche Geschichten haben, dass eine Fiktionalisierung gar nicht nötig wäre, aber auch daran, dass nicht jede prosaische Aufarbeitung gleich gut funktioniert.
Zu den Prosastücken gesellen sich die Punktzeichnungen von Flroian Weiß, der mit einer Punktiermaschine gearbeitet hat. Jedes Bild besteht also ausschliesslich aus Punkten. Die Zeichnungen sind detailverliebt, beim oben zu sehenden Surfbrett Olo etwa, sind die Gräser noch im entferntesten Winkel der Zeichnung klar zu erkennen, während die Wellen sanft über den Strand hereinbrechen. Und auch das schwedische Köngisschiff Vasa ist bis ins letzte Detail verziert nachgezeichnet (nachgepunktet?). Zu den Details in den Zeichnungen gesellt sich das Buch selbst, das wie immer aus dem Hause Kunstanstifter, herausragend und individuell gefertigt ist. Grossformatig bringt es die Zeichnungen von Florian Weiß ganz besonders zur Geltung. Auch die von Laura Fronterré verantwortete Buchgestaltung ist ausgezeichnet.
Logbuch lädt zum Schmökern ein: Es bietet genug Information und Auseinandersetzung mit einem Schiff, um den ersten Informationshunger zu stillen, aber es macht auch Lust auf mehr. Weil die Miniaturen in dem Moment aufhören, wo man noch mehr wissen möchte, weil den Zeichnungen die Punkte ausgehen, um noch mehr über die Schiffe zu offenbaren. Es (Phrasenschwein ist wieder geöffnet) ist ein Buch, das die Abenteuerlust weckt.
FLorian Weiß/ Lucia Jay von Seldeneck: Logbuch. Schiffe, die Legenden wurden.
Illustrationen von FLorian Weiß.
Texte von Lucia Jay von Seldeneck.
Buchgestaltung von Laura Fronterré.
116 Seiten.
Kunstanstifter.
Webseite zum BuchZum Buch: geprägter Einband (Karton) · bedrucktes Vorsatzpapier (Graphik) · fadengeheftet · grosses Format
Mehr über die Bücher der Kunstanstifter Verlag:
Der 2006 gegründete und in Mannheim ansässige Kunstanstifter Verlag macht Bilderbücher für Erwachsene und Kinder. Im Zentrum steht dabei immer auch die Qualität der Illustration.
We are a crash of rhinoceroses.
Thanks for reading us.